Möbel – Die Problematik mit den Loops

Möbel – Die Problematik mit den Loops

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Status Quo Circular Loops

Aktuell ist die Möbelbranche in Deutschland linear aufgestellt.
Mit Bezug auf einen effizienteren Ressourceneinsatz und stärker zirkulär ausgerichteten Geschäftsmodellen müssen Ansatzpunkte evaluiert und Anreizsysteme geschaffen werden, um die eingesetzten Rohstoffe/Materialien und Produkte in Wertschöpfungskreisläufe zu bringen und zu halten.

Mit Blick auf die Produkte und die Integration in zirkuläre Wertschöpfungskreisläufe ergeben sich 2 Einstiegsszenarien.

Für Neuprodukte ist der Einstieg in kreislauffähige Abläufe zwingend im Design verankert.
Hier müssen produktseitig Kriterien wie Modularität, Reparierfähigkeit und Materialeinsatz integriert werden, um eine Mehrfach – und Wiederbenutzbarkeit zu ermöglichen. Im Designprozess wird außerdem die Anwendung der Folgeschritte (Basis R-Strategien) festgelegt.

Für Bestandsprodukte gestaltet sich gegenwärtig der Einstieg in kreislauffähige Modelle schwieriger. Viele Möbelprodukte bringen eine nachhaltige Charakteristika für einen zirkulären Ansatz bereits mit – sie sind durch ihre Beschaffenheit auf Langlebigkeit ausgelegt. Aktuell werden die vorhandenen Life Cycle selten ausgenutzt bzw. führt der Weg nach dem Gebrauch letztlich nur zum Recycling (bei Rohstoff Holz in die Verbrennung). Dies zeigt auch der aktuelle Bericht „Evaluation der Erfassung und Verwertung ausgewählter Abfallströme zur Fortentwicklung der Kreislaufwirtschaft“ des Umweltbundesamtes.

Für eine Entwicklung von kreislauffähigen Abläufen sind entsprechend nachhaltige bzw. zirkuläre Produktkriterien notwendig.

Langlebigkeit als Einstieg

Viele bestehende Möbelprodukte zeichnen sich durch eine nachhaltige Charakteristika aus – Langlebigkeit. Darauf aufbauend zirkuläre Loops – außer final mit Recycling – zu gestalten, hier liegen auf dem ersten Blick für Produzenten viele Herausforderungen.

Beispiele:

  • Geschäftsmodell: Die Unternehmensstrukturen sind größtenteils linear ausgerichtet mit den entsprechenden Kalkulationsmodellen (Produktverkauf) ohne Takeback-Optionen (z.B. Rebuy),

  • Unternehmensgröße: Die Betriebsgrößen sind traditionell mittelstandsgeprägt (KMU) und strukturell nicht auf Takeback-Prozesse vorbereitet (u.a. Logistik, Lagerung, Aufbereitung),

  • Materialien: Die Vielfalt an eingesetzten Materialen ist grundsätzlich hoch. Auch wenn Holz in verschiedenen Varianten dominiert, sind u.a. Glas, Metalle, Keramik, Kunststoffe, Textilien und Schaumstoffe feste Bestandteile in der Fertigung und den Zulieferteilen,

  • Fertigung: Modulare Fertigung als Eingangsgröße für mittlere Loops (z.B. Repair, Refurbishment, Re-Manufacturing) ist (fast) nicht vorhanden – geleimt, verschraubt, gedübelt und beschichtet für die Ewigkeit,

  • Kundenbeziehung: Traditionell gewachsen, sind für viele Hersteller die einzigen Kunden die Einkaufsverbände in den jeweiligen Möbelsegmenten. Reflektionen der (sich verändernden) Kundenanforderungen laufen in langen Feedback-Schleifen.

 

Wo Herausforderungen sind, ergeben sich auch Chancen.

Wege zu mehr Loops

Der Einstieg in eine kreislauffähige Struktur für Bestandsprodukte kann vor dem Recycling über den Aufbau einer „Takeback“-Systematik erfolgen.

Sie ermöglicht die Rückführung von gebrauchten und geeigneten Produkten – incl. ihrer Zubehörteile – in Optionen für Wiederaufbereitung (z.B. Refurbishment, Repair) und damit einer längeren und wiederholbaren Wiederverwendung (Reuse).

Bekanntlich führen viele Wege nach Rom.

Mögliche Takeback-Ansätze ergeben sich durch Materialrückführung aus der Produktion (z.B. Rückstände, Verschnitte), Intensivierung von Second-Life-Modelle (z.B. Rebuy, Second Hand-Channels), Umstellung auf nutzungsbasierende Geschäftsmodelle (z.B. Rental, Product-as-a-Service) und Erweiterung des Recyclingspektrums (z.B. Materialtrennung, Ersatzteilbereitstellung).

Einen unternehmensübergreifenden Ansatz für Materialrückführungen zeigt ein Projekt aus der Niederlande für die Möbelbranche – Wood Loop. Der niederländische Fachverband der Innenausbau- und Möbelindustrie Koninklijke CBM hat zusammen mit Partnern das Projekt Ende 2021 initiiert und mit einer Pilotphase im Februar 2022 gestartet.

In einem möglichen Wertstoffkreislauf liegt die Schnittstelle vorrangig zwischen der Nutzung und dem Recycling. Über den Auf-und Ausbau von vielfältigen Takeback-Lösungen für die Wiederverwendung von Rohstoffen, Materialen, Produktteilen und Produkten.

Der Ausgangspunkt für einen neuen Ansatz für die Möbelbranche in Deutschland:
„RE:Furniture Initiative Deutschland  (RE:FID)“.

Unter Einbeziehung aller relevanten Beteiligten aus Wirtschaft, Gesellschaft und Politik soll ein handlungsfähiger, ökonomisch – und ökologisch sinnvoller Rahmen als Grundlage erarbeitet und die Umsetzung gebracht werden.

Die Ziele – Best Practice-Beispiele zu eruieren und sichtbar zu machen, ergänzende und zusätzliche praxisnahe Lösungsansätze zu entwickeln und daraus neue Modelle für Kooperation (und Coopetition) zu initiieren.

Was braucht es dafür?
Eine klare Ziel-und Rahmenfixierung, eine neue Stakeholder-Map für die Zusammenarbeit und eine innovative offene Organisationsstruktur.

Möbel – Die Problematik mit den Loops

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