Möbelbranche – Best Practices Circularity

Von Konzernen und Startups
Wie kann die Möbelbranche bereits eingesetzte Ressourcen (Produkte und Materialien) – über Mehrfach – oder Wiederbenutzung in Kreisläufen bringen?
Sind zirkuläre Geschäftsmodelle nicht nur ökologisch notwendig, sondern auch wirtschaftlich erfolgreich?
Es gibt genügt Beispiele dafür – von langjährig agierenden Konzernen bis zu sich etablierenden Startups.
Best Practices aus den 3 Stakeholder-Bereichen: der Zuliefererindustrie, der Möbelhersteller und dem Verwertungssektor.
Wie in einem vorherigen Beitrag bereits ausgeführt, ist die Vielfalt an eingesetzten Materialen bei Möbeln grundsätzlich hoch und differiert je nach Produktgruppe.
Mit großem Abstand dominiert weiterhin der Werkstoff Holz, in verschiedenen Material – und Fertigungsarten je nach Möbelsegment. Neben weiteren Bestandteilen spielen u.a. Schaumstoffe für die Matratzenherstellung eine beachtenswerte Rolle.
Das hier die Schwerpunkte in den zirkulären Geschäftsmodellen mit einem Ressourcen schonenderen Umgang der eingesetzten Materialen liegen, ist notwendig und folgerichtig.
Mehr als zuliefern
Mehr als 30,4 Millionen Stück Küchenmöbel im Wert von rund 5,5 Milliarden Euro wurden lt. Statista in Deutschland 2021 produziert. Jede Menge Holz.
Holz ist die Geschäftsgrundlage von EGGER u.a. als Zulieferer mit Produkten für die Möbelhersteller. Die Mission „Mehr aus Holz“ der Konzerngruppe steht für einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Rohstoff Holz. Das zeigt sich in einem breiten und transparenten Nachhaltigkeitsspektrum incl. eines darin verankerten zirkulären Werkstoffkreislaufs. Auf Basis einer etablierten Nachhaltigkeitsstrategie mit integrierten Nachhaltigkeits-Indikatoren hat das Unternehmen ein geschlossenes Kreislaufsystem aufgebaut.
Deutlich wird dies beispielsweise im bevorzugten Einsatz von Nebenprodukten zur Schonung der natürlichen Ressourcen und sowie von recycelten Altholz – u.a. auch aus Möbeln – mit dem Effekt der verlängerten CO2-Speicherung in den Holzprodukten.
Beim Long Loop Recycling geht die Konzern-Gruppe noch weiter und betreibt u.a. auch Deutschland mit Timberpak ein eigenes Recyclingunternehmen.
Das geeignete Altholz wird dort aufbereitet, bei der Spanplattenproduktion verwertet und damit im Sinne des Kreislaufwirtschaftsgesetzes (KrWG) der stofflichen (Wieder)Verwertung zugeführt.
Zirkulär ausgerichtete Zulieferer für die Hersteller notwendig, um eine nachhaltig, ressourceneffizientere Supply Chain aufzubauen.

Bild: EGGER
Gekommen, um zu bleiben
„Ein sich veränderndes Konsumverhalten, steigende Anforderungen an Produkte und Lieferketten, Marktverschiebungen zugunsten des Onlinehandels, steigende Produktionskosten sowie die Anforderungen durch den European Green Deal sind weitere Herausforderungen für die Unternehmen. Bei der Begegnung dieser Herausforderungen werden durch die Industrie insbesondere nachhaltige Produktion und Konsum im Sinne einer Kreislaufwirtschaft und die Digitalisierung als zentral angesehen.“ So umschreibt der BMWK die Anforderungen an die Holz-und Möbelindustrie Deutschlands.
Wie diese Anforderungen aufgenommen und umgesetzt werden können, zeigen diese Beispiele von Herstellern in verschiedenen Möbelsegmenten und mit unterschiedlichen zirkulären Geschäftsmodellen.
„Warum sollte man eine Wohnung mieten, aber eine Küche kaufen?“ Mit einem Abo-Konzept für individuelle Einbauküchen zum Mieten setzt Startup renovido aus Mönchengladbach in NRW zirkuläre Maßstäbe im Küchensegment. Über Konfigurator können die klimaneutral hergestellte Küchenmöbel nutzerspezifisch zusammengestellt werden. Das Holz für die Möbel stammt aus ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltig bewirtschafteten Wäldern in Deutschland. Nach der vereinbarten Mietdauer werden die Küchen aufbereitet und weiter genutzt.
Schon etablierter ist das Startup Lyght Living furniture leasing aus dem hessischen Rodgau. Als Allrounder für Wohnen und Office bietet das Unternehmen nachhaltige Mietmöbel auf Onlinebasis für den B2B-und B2C-Bereich an. Auf die individuellen Bedürfnisse wird die Mietdauer flexibel je nach Wohn- oder Bürosituation angepasst. Nach Mietende werden alle Möbel für die nächste Nutzung wieder aufbereitet. Ökologisches Zeichen – für jede Lieferung wird ein Baum gepflanzt.
„Second Life“ durch Rebuy-Optionen für Wieder-und Weiterbenutzung – ein weiterer Ansatz für zirkuläre Geschäftsmodelle. Das Startup pazls aus Königsbrunn in Bayern steht als innovativer Anbieter für modulare Möbelkreisläufe mit dem eigenen patentierten Stecksystem “Pazls Snap“ – Basis für flexible Montage und Demontage der Möbelteile. Der Vorteil modularer Möbel ist, dass Module ausgetauscht und einzelne Komponenten weiterverwendet werden können. Rückgabeoptionen von Modulen sind Bestandteil des Kundenangebotes und Reduse – Reuse – Repair – Recycle bilden die Grundlage ihres Material-und Recyclekonzeptes.
Für eine gelungene Symbiose von Startup-Spirit mit etablierten Großunternehmen auf dem gemeinsamen „enkelfähigen“ Weg – dafür steht Emma – The Sleep Company mit der Haniel-Group. Mit „Emma One Second Life” geht das Unternehmen den Weg über Refurbished im Circle Loop – für wiederaufbereitete Produkte. Dieses Angebot ist eine nachhaltige Alternative, Ressourcen zu schonen und die Welt ein „bisschen grüner“ zu machen.

Gemeinsam in Kreisläufen denken
Der Bereich Matratzen ist ein Beispiel dafür, dass gelebte Zirkularität nur zusammen in der Supply Chain gelingen kann.
Das es geht – dafür steht eine Initiative aus der Schweiz.
In der 2021 gegründeten Matratzen-Allianz sind inzwischen Partner der ganzen Matratzen-Wertschöpfungskette organisiert, u.a. gehört auch Emma mit dazu.
Ziele sind u.a., das Recycling nicht mehr gebrauchter Matratzen (Step 1: Schweiz) aufzubauen und ein Ecodesign mit Fokus auf Langlebigkeit sowie einfache Wieder- oder Weiterverwertbarkeit von Matratzenkomponenten zu entwickeln.
Wie notwendig das Thema auch für Deutschland ist, zeigt die gegenwärtig starke Materialverknappung beim Rohstoff TDI (Toluoldiisocyanat) in der Matratzenbranche.
Das Statement des Fachverband Matratzen-Industrie verdeutlicht die aktuelle Problematik:
„Die aktuelle Situation erinnert auf das unangenehmste an den Herbst 2020 – denn auch damals kam es zu massiven Engpässen beim Rohstoff TDI, der für die Herstellung von Matratzenschaum benötigt wird. […] So müssen Handel und Verbraucher mit Lieferengpässen und ggf. auch -ausfällen im Bereich von Schaummatratzen rechnen – an denen die Hersteller aber keine Schuld tragen.“
Diese Situation zeigt es wieder – es ist Zeit zum gemeinsamen Weiter-und Neudenken.